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herrliche Schnur um den Hals des Mägdleins. – Einem Manne träumte zwei Nächte hintereinander, er finde den Schatz; darauf ging er hin – suchte, grub ein wenig, und war auch so glücklich, einen Topf sammt Deckel aus der Erde herauszugraben, nur Schade, daß es ein wohlgefüllter Nachttopf war. Wüthend warf er diesen gegen die Mauer – da glänzte plötzlich die Mauer an jener Stelle, an der der Topf zerfahren war, wie von massivem Golde. Der Schatzfinder eilte freudig hin, aber da verschwand sichtbarlich vor seinen Augen die goldene Herrlichkeit und war wieder die alte Unsauberkeit.

Ein Eisenacher Bürger, Namens Balthasar Meisekopp, ging einmal Nachts durch die „Moosbacher Hölle“ – ein dusteres Waldthal nahe beim Dorfe Moosbach, da gewahrte er eine spukhafte Feuererscheinung in Gestalt einer Kuh, die ihm entgegen kam. Er hub ein Stoßgebet an und schlug drei Kreuze, da verschwand die Kuh und an ihrer Stelle stand eine alte Birke, die er nie zuvor erblickt hatte. Er ging einigermaßen verzagt an diesem Baume vorüber, und sah sich furchtsam um. Weg war die Birke, und da wo sie gestanden hatte, erblickte er eine Hexe, die auf einer Ofengabel reitend, rasch vorüber ins Buschwerk fuhr.

Zwischen Eisenach gegen Moosbach erstreckt sich ein kleiner Zug von Berghöhen, über dem Engelsbach die Göpelskuppe mit dem Gänsekopf, dann die kalte Staude (nicht Stute), dann der heilige Berg, in dessen Nähe der Drachenstein sein stattliches Haupt erhebt, unter ihm die weitgedehnte Waldung der Asburg oder Aschburg und der hohe Wachstein. Mancher mythische Namensanklang. Fast überall, wo Nachhalle der alten Siegfriedsage oder der mit ihr verschmolzenen St. Georgslegende, und wo

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/223&oldid=- (Version vom 1.8.2018)