Seite:Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch - Erster Band.pdf/226

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wer von den Körnern stillschweigend etwas mitnimmt, findet es daheim in Gold verwandelt.

Am Singrain geht ein weißes Schaaf oder Lamm um.

115.
Von der Ruhl.

Der Ursprung des bedeutenden Ortes Ruhla oder die Ruhl, der tief zwischen waldige Berge in langer Ausdehnung eingebaut ist, reicht in ziemlich frühe Zeit hinauf. Waffenschmiede sollen im eilften Jahrhundert aus Eisenach, dessen Namen man von Eisen ableiten will, weg, und in diese Thalenge gezogen sein, wo der rollende Bergbach „die Ruhl“ zu Schmieden und Hammerwerken sich ganz geeignet zeigte. Der ganze Ruhler weitausgedehnte Forstdistrikt soll früher ohne Waldung gewesen sein, und man habe die Berggelände zum Weinanbau benutzt, was uns jetzt kaum glaubhaft bedünkt. Am Ringberge wollte man noch vor hundert Jahren die Grenzraine der Weinberge von zusammengetragenen Steinen erblicken. Das alles klingt nicht glaubhaft. Besser zu glauben ist die örtliche Ueberlieferung, daß zuerst Köhler sich angesiedelt, von denen die Kohlengasse den Namen trage, dann Hammerschmiede und Bergleute, die haben in der „alten Ruhl“ gewohnt. Später brachten zwei Messermacher aus Ungarn ihre Kunst in die Ruhl, die sich zu großem Flor erhoben, dann kam die Pfeifenkopffabrikation. In früheren Zeiten grub man am Berner, am Wasserberge und hinter dem Kaiserberge

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/226&oldid=- (Version vom 1.8.2018)