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hört von trauervollen Stimmen das Lied singen: „Ein Würmlein bin ich, arm und klein,“ etc. Auch liegt am Reifsteig eine große Waldwiese, „die Reifsteigshalde.“ Von dieser geht die Sage, daß man sie an einem gewissen Tage nicht finden könne.

Am Rittersberge, beim Gehöft Hucheroda, nahe bei Thal reitet ein spukender geharnischter Ritter auf einem kohlschwarzen Rappen. Eine Gasse in der Ruhl selbst heißt noch die Rittersgasse, dort quillt auch der „Rittersborn“ – ein Ritter soll an demselben erschlagen worden sein, und noch umgehen. (Siehe Sage 119.) Ebenso läßt sich bisweilen ein Reiter ohne Kopf blicken, der mit wildem Spuklärm die Straße auf und ab trabt.

119.
Spukende Mönche und weiße Jungfrauen.

Am Mühlraine bei der Ruhl liegt eine Waldwiese, die heißt „der Mönch.“ Dort sieht man zum öftern einen gespenstigen Mönch wandeln. Ein solcher wandelt auch am Wasserberge, und läßt sich am hellen Mittag sehen. Er geht um den Schwarzenberg herum, dann durch die Straße am Wasserberge herunter, bis zu einem gewissen Hügel, den er dreimal umwandelt, und dann verschwindet. Glaubwürdige Leute haben ihn gesehen, und großes Grauen bei seinem Anblick empfunden.

Am Engesteig ohnweit Wagners Teich liegt die „Klosterwiese,“ auch Herrenwiese und Kellerwiese genannt. Dort soll ein Kloster oder eine Wallfahrtskirche gestanden haben,

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/232&oldid=- (Version vom 1.8.2018)