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nicht im Volksmund, noch mehrere Namen, die ihn mehr erläutern sollten, z. B. Gebirgsstein, als wenn nicht jeder Felsblock auf Höhen ein Gebirgsstein wäre, oder Gräberstein, wahrscheinlich weil man droben keine Spur von Gräbern findet; oder Gervinstein, woher? Ja die niemals blöde aber unfruchtbare Grubelforschung wollte in ihm den Mons Gabreta erblicken, sie, die stets in ihrer, Ueberstudirtheit erblickt und lehrt, was nicht wahr ist.

Der ächte altdeutsche Name ist Gervuenestein, so kommt er schon im Jahre 933 urkundlich vor. –

Auch vom Gerbersteine geht die Sage vom hüthenden Schäfer, der ein Liedlein auf der Schalmeie bläßt, dann die Wunderblume findet, dann eine Thüre in das zertrümmerte Felsenschloß sich öffnet, darin große Fässer voll Gold, aber auch voll Wein im Gewölbe sieht, den Hut, darauf er die Blume gesteckt, abthut, tüchtig zecht, und beim wiederaufsetzen des Hutes die Blume verliert. Auch hier der warnende Zuruf: Vergiß das Beste nicht! und das entzweischlagen der Ferse durch die Thüre. Nachher hat gar mancher droben auf dem Gerberstein sein Glück mit dem finden der Wunderblume versucht, aber stets fruchtlos.

127.
Luthersfuß, Luthersborn und Luthersbuche.

Nicht weit abwärts vom Gerberstein, im tiefen Walde des Steinbacher Forstreviers, liegt eine Wüstung: „Das Glasbach“, oder auch „aus der Wallfahrt“ geheißen. Man zeigt einen Hügel, der die Trümmer einer Kapelle enthalten

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/246&oldid=- (Version vom 1.8.2018)