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Des Geistes Grubenlicht war so flammend, daß es fast die Hälfte des aufwärtsgehenden Schachtes hell beleuchtete. Am Löhlein geht ein goldener Hirsch um, der eine Goldader anzeigt, die sich unter den Lobberg zieht. Die Herren Trier, die das Schloß zu Glücksbrunn erbauten, und unter denen der Bergbau in der nächsten Umgegend den höchsten Flor erreichte, ließen dort einen Schacht erteufen, aber sie schlugen nicht tief genug ein, und ließen, ehe sie noch Ausbeute gewannen, die Grube zum Erliegen kommen, ja in dieselbe, als bald darauf eine große Viehseuche ausbrach, das krepirte Vieh hinabstürzen. Da zeigte sich fast allabendlich der goldene Hirsch, that sehr ängstlich, und lief hin und her. Fünf Lachter tiefer nur, und die Goldausbeute würde unermeßlich gewesen sein.

Am Kreuzweg, dessen einer Arm ins Atterod führt, zeigt sich alle 7 Jahre ein hellloderndes Feuer, das lodert über einem unter ihm ruhenden Schatze, der nicht ruhen mag, sondern gehoben werden will, wie die verschiedenen Jungfrauen darauf brennen erlöst zu werden. Ein Holzhauer, der alte Wolfshein (Heinrich) kam mit einer Welle Reissigholz den Rennsteig herab, und erblickte von ferne das lohende Feuer, und gewahrte, näher kommend, daß niemand dabei war. Das wunderte ihn, doch ging er still vorüber, und spät erst kam ihm der Gedanke, es möge dort vielleicht ein Schatz brennen, den er hätte heben können, wenn er etwas darauf geworfen. Jetzt blickte und wandte der alte Wolfshein um, aber da war das Feuer verschwunden. Ein anderer Mann aus Steinbach, der alte Schmids Sömm (Simon) war mit Venetianern bekannt, und diente diesen als Wegweiser in das höher liegende Gebirge, wo es viele Höhlen mit Schätzen giebt,

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/257&oldid=- (Version vom 1.8.2018)