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sie dem Herzog Christian zu Sachsen-Eisenberg lange nach dem Tode ihres beleidigten Gemahles leibhaftig und zu mehreren Malen erschienen sein, und diesen aufgefordert haben, sie mit dem Schatten ihres Gemahles zu versöhnen. Solche Versöhnung soll auch erfolgt sein.


10.
Der Pöpelsträger im Bausenberg.

Im Bausenberg über Coburg, wo der Teufel seine Kanzel und die Hexen einen ihrer Tanzplätze hatten, ging einst ein Vogelsteller mit seinen Garnen und der Lockpfeife seinem Geschäfte nach, und durchirrte lange Gehölz und Gebüsche. Da sah er einen seltsamen fremden Mann, der einen weißen Sack auf dem Rücken trug und seine Schritte nach dem Entensee unter der Teufelskanzel lenkte. Der Vogelsteller ließ sich mit dem Fremden in ein Gespräch ein und begleitete ihn die kurze Strecke, und am Entensee nahm jener seinen Sack von der Schulter, der nicht nach Rosenöl roch, und in dem etwas Lebendiges zappelte. Wenn er was sehen und im tiefsten Schweigen dabei beharren wolle, sprach darauf der Fremde zu dem Vogelsteller, so möge derselbe thun, wie er selbst, und dabei zog er seinen linken Schuh aus, der war roth und mit Kreuzen gezeichnet; dasselbe that nun auch der Vogelsteller mit seinem linken Schuh, den jener auch mit rothen Kreuzen zeichnete, und als dies geschehen war, sprang der Fremde von einem kleinen Hügel sammt dem Sack, den er trug, hinab, und der Vogelsteller folgte ihm alsbald.

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/26&oldid=- (Version vom 1.8.2018)