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darf sichs einthun, um die Verdammten zu quälen, die in ihnen Pein leiden.

Die Sage eignet dem Flußberg vorzugsweise drei Männer der nächsten Umgegend zu, welche ob sträflicher Unthaten des Betruges, und des Grenzsteinverrückens, nachdem sie auf Erden schrecklich gespukt, und endlich von Jesuiten gebannt, und als böse Putze und Pöpel in das Flußloch getragen wurden. Da drunten sitzen sie und spielen mit eisernen glühenden Karten, rumoren gräulich, werfen einander ihre Sünden und Laster vor, und prügeln einander. Oft haben Leute, die durch den Flußberg mußten, ihr lärmendes Geschrei und Geheul gehört, und den Spektakel, den sie machten, ärger als das wüthige Heer.

Hier hat wieder die Hörseelbergsage einen Wiederhall gefunden, nur ist er schwach, ist spätere Verjüngung. Nicht Fegefeuerpein für verdammte Seelen insgesammt, sondern nur für drei – gleich den drei Alten im Zopten – und den Geistern im Innern der Burg Waldstein, die der Feilenhauer von Butzenreut, ein Erzpöpelsträger, hinunter trug und drinnen fest bannte.[1] Kein treuer Eckart und keine Frau Hulda wird genannt, und dennoch ist die Oertlichkeit wichtig. Fast überall, wo wüthiges Heer, wilde Jagd, Wild-G’fahr (tirolisch), in sagenhafter Erscheinung begegnet, sind auch Wichtlein in Bergen und Wäldern heimisch – so auch hier, und wenn bis jetzt hier unmittelbar noch keine Beziehung beider zu einander kundbar wurde, so schließt das nicht die Möglichkeit aus, daß sie dennoch vorhanden sei, aber nur geheim und stillfortlebig, nicht in jedem Munde.


  1. Siehe D. S. B. Sagen 648 und 701.
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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/274&oldid=- (Version vom 1.8.2018)