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gar verdarb und selbst von seinem Hause nicht die kleinste Spur mehr übrig ist.

In einer andern Schleifmühle, welche 2 Brüder inne hatten, waren auch 2 Hüthchen thätig, und die Brüder kamen zu gutem Ansehen und Vermögen.

Auch sie erblickten bisweilen die Hausgeisterlein, und zwar in äußerst dürftiger Kleidung, und da geschah es, daß sie miteinander eins wurden, auf gemeinschaftliche Kosten den Wichtlein neue und schöne Kleider machen zu lassen. Solches thaten die Brüder, ließen nach ohngefährem Maaßstabe rothe Jäckchen, blaue Höschen und braune Mützchen machen, und legten diese Kleidungsstücke neben die zu schleifenden Klingen. Wie die Hüthchen diese Stücke erblickten, wurden sie sichtbar und sprachen mit traurigen Abschiedsblicken:

Da liegt nun unser Lohn –
Jetzt müssen wir auf und davon! –

rafften die Kleider auf und kamen niemals wieder. Auch diese Mühle ging ein, und wo sie stand, blieb blos am Boden der leere Schall des Namens: „Die Schleifmühle“ haften.

139.
Erscheinende Jungfrauen.

Auch in und um Brotterode ist die so weit verbreitete Jungfrauensage heimisch. Ueber dem Orte soll das Schloß eines Grafen Bruno oder Brunwart gestanden haben, daher der Ort früher Brunwartsrode nach diesem ersten

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/276&oldid=- (Version vom 1.8.2018)