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ist nicht gut, mit Geistern zu sprechen, und man sagt, daß von denen, die der Hebung eines Schatzes beiwohnen, stets einer oder zwei bald sterben müssen.

Von Geistern und Schätzen gehen in Brotterode viele Sagen, die einander meist sehr ähneln. Auch Hirtensagen sind in diesen waldigen Gebirgshöhen und Thälern heimisch von vielerlei Spuk. Nahe beim Orte liegt ein Berg, heißt der „Ave Maria,“ darauf hat ein Kapellchen gestanden, in dem zum Ave geläutet wurde. Ein wunderlicher Felsen in der Nähe heißt „die Kirche,“ und ein anderer Fels daneben die Kanzel. Auf dieser läßt sich ein gespenstiger Schulmeister sehen, mit einem Gesichte wie Spinneweben und Spucke. Selbiger hält Volksreden trotz einem Schulmeister im Jahre des Heils 1848, daß den Leuten hören und sehen vergeht und alles davon läuft.

Auf dem Wege von Broterode nach Tabarz kommt man an einer Felsreihe vorbei, die heißt „die ungeheure Mauer,“ nicht von ungeheurer Größe, sondern von der gespenstigen Ungeheuerlichkeit, denn vielen ist es begegnet, die dort vorbeigingen, daß sie wispern und sprechen hörten, und zwar wurde zu ihnen gesprochen, und doch sahen sie niemand und verstanden nicht, was gesprochen wurde, fast wie im Wisperthale und am Wisperbache ohnweit Lorch am Rhein.

140.
„Karle quintes Funn.“

In eigenthümlicher Weise heftet die Sage sich gern an Helden- und große Kaisernamen; bannt deren Träger in

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/279&oldid=- (Version vom 1.8.2018)