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der Milde starb in Accon, und seine Gebeine kamen nach Reinhardsbrunn in das landgräfliche Erbbegräbniß. Gleichermaßen die seines Sohnes Ludwig des Heiligen, der ganz besonders Reinhardsbrunn schätzte und schützte, der die von einem Herrn von Salza auf dem Altenberge zum Schaden des Klosters aufgeschlagene Bergfriede brach, und jenem Urfehde abdrang; der um ein den semperdurstigen Mönchen geraubtes Stückfaß Wein bis tief nach Franken hinein eine Heerfahrt that, und den Räuber zur Wiedergabe zwang. Sein Gebein wurde aus Otranto nach der Gruft in der Reinhardsbrunner Klosterkirche geführt.

Der letzte Landgraf dessen irdische Ueberreste im Kloster Reinhardsbrunn ihre Ruhestätte fanden, war Friedrich der Einfache, mit ihm erlosch zugleich das Thüringer Landgrafenthum.

146.
Der fromme Bäcker.

Im Kloster zu Reinhardsbrunn lebte, als es noch im hohen Flor war, ein frommer Bäcker, des Namens Wolfhart, der ganz das Gegentheil seines Namens war, weder ein hachiger Wolf, wie so viele seines Zeichens, noch hart gegen die Armen. Da fiel eine Zeit schwerer Theuerung und Hungersnoth ein, und die Bettler drängten sich in ungewöhnlichen Schaaren, Almosen des Klosters zu heischen. Nun hatte der Abt des Klosters seit lange dem Bäcker, dessen Redlichkeit, Frommsinn und Menschenliebe ihm bekannt war, die Austheilung der für die Armen bestimmten Brodspende übertragen; da er nun sah, daß der Bäcker

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/288&oldid=- (Version vom 1.8.2018)