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ist das für ein Dorf? Wie heißt dieses Dorf? – Darauf antwortete der Friedrichroder beleidigt: Guter Freund! Das ist kein Dorf, und das heißt kein Dorf! Das ist die Stadt Friedrichrode! – Wie der Eingeborne selbes sagte, blieb dem Fremdling vor Verwunderung und Staunen der Mund weit offen stehen, und konnte ihn nimmer wieder zu bringen. Darauf wurde vom hochweisen Rathe zu Friedrichrode beschlossen, zum warnenden Wahrzeichen einen solchen Kopf, der das Maul vor Staunen aufsperre, am Stadtthore anbringen zu lassen, damit sich jeder ein Beispiel daran nehme.

148.
Vom Sankt Johanniskirchlein.

Von Friedrichrode wandelt man zum Theil auf den herrlichgrünen Bleichwiesen und durch waldige Gehege oder auch über Bergpfade nach Georgenthal, einem stattlichen Amtsdorfe, in welchem vormals ein berühmtes Kloster stand, von dessen Kirche Mauergrund und Säulenreste in neuerer Zeit ausgegraben wurden. Wandelt man über die Berghöhen, so wird das Dorf Altenberga berührt, und mit ihm ein geheiligter Boden, denn gleich über Altenberga erhebt sich ein frei stehender und weit sichtbarer Bergkopf, und auf diesem hat, der alten Sage nach, Bonifacius-Winfried nächst jener Kapelle bei Schloß Altenstein, die erste Christenkirche in Thüringen begründet, und dieselbe in die Ehre Sankt Johannes des Täufers geweiht. Es war aber auch diese Höhe schon vor Bonifacius Ankunft ein geheiligter Ort, und wenn die auf genaueren Forstkarten am

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/291&oldid=- (Version vom 1.8.2018)