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sollen ursprünglich Mönche und Nonnen nachbarlich beisammen gewohnt haben, bis im Nonnenhause ein Brand ausbrach, und man für gerathen fand, Stroh und Feuer von einander zu scheiden, und wurde ohnweit Veßra im Werrathale ein Ort zur Strohstatt erkieset, der aber den Namen Trostatt erhielt, aber stets gewissermaßen von den Veßraischen Aebten abhängig blieb. Auch soll ein unterirdischer Gang von Veßra nach Trostatt unter dem Werrabette weg geführt haben. Die Sage legt aber der Gründung von Trostatt eine andere Ursache bei. In den zum guten Theile noch erhaltenen Klostergebäuden Veßra’s erblickt man zu Zeiten noch wandelnde Mönche. Ein überaus großer Schatz soll in einem dort befindlichen verfallenen und verschütteten Brunnen liegen. Auch im Walde auf dem Wege vom Dorfe Schmeheim nach Themar sind Mönche erblickt worden, die einen Kreis um einen Hügel unter einer Buche geschlossen hatten. Zu einem Abte von Veßra kam einmal der Teufel, ihn zu versuchen, denn er dachte, habe ich erst den Abt, dann ist mir die ganze Clerisei gewiß. Der Teufel bot dem Abte viele Schätze für dessen Seele an, aber völlig vergebens, der Abt blieb seinem Heilande und dem Himmel getreu. Darüber ergrimmte der Teufel und fuhr durch die Lüfte von dannen, schleuderte aber noch eine große Steinkugel nach dem Haupte des Abtes, allein die Kugel traf nicht den frommen Mann, sondern fuhr schräg in die Mauer über dem Kreuzgang, und blieb darin hängen bis auf den heutigen Tag.

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/46&oldid=- (Version vom 1.8.2018)