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irgend eine Hand aus dem Volke die Form des Kreuzes wieder zurecht.


42.
Frau Holle und der treue Eckart.

Eine Wegstunde überm Dorfe Rohr liegt der preußische Stadtflecken Schwarza. Dort ist es einstmals geschehen, daß die Frau Holle in den Zwölften mit ihrem wüthenden Heere hindurchzog „vor welchem der treue Eckart hergegangen, und die Leute gewarnt, daß sie sollten aus dem Wege gehen.“ Da fügte es sich, daß demselben zwei Knaben aufstießen, die aus dem nächsten Dorfe Bier geholt, und als sie die Schatten ansichtig wurden, versteckten sie sich in einen Winkel. Einige Furien aber eilten nach, nahmen ihnen ihre Kannen ab und tranken das Bier aus. Wie nun alles vorübergezogen war, wagten sich die erschrockenen Knaben schüchtern hervor, und schickten sich an, betrübt nach Hause zu gehen, denn sie hatten kein Geld anderes Bier zu holen, und wußten nicht, was sie vorwenden sollten, wenn sie mit leeren Kannen kämen. Wie sie nun noch unentschlossen mit einander berathschlagten, kam der treue Eckart zu ihnen, und sagte: Ihr habt wohl gethan, ihr Knaben, daß ihr euer Bier freiwillig hergegeben, sonst wären euch von den Furien die Hälse umgedreht worden. Gehet nur getrost mit euern Kannen nach Hause, sagt aber unter drei Tagen niemandem, was ihr gesehen habt und was geschehen ist. – Die Knaben leisteten dem treuen Eckart willige Folge und wie sie nach Hause kamen,

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/74&oldid=- (Version vom 1.8.2018)