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so waren die Krüge voll, und wer davon trank, dem schmeckte das Bier nach mehr, und es nahm nicht ab, so wacker auch davon gezecht wurde. Und so lange die Kinder schwiegen, so lange ging das Bier nicht zu Ende, bis die 3 Tage herum waren, und die Knaben nun zu plaudern wagten, da war nun zwar der Durst allseitiger Neugier gelöscht, aber der Durst nach noch mehr von dem trefflichen Biere fand keine Löschung mehr, denn die wachsende Fluth in den Kannen war versiegt. Der Schriftsteller welcher einem früheren diese Geschichte nacherzählte[1], fügte ihr gar klug und weise die Nutzanwendung hinzu: „Das sind nun freilich solche Historichen, welche die Bauern in der Schenke auf den Bierbänken, oder die Mägde beim Spinne-Rocken einander erzählen.“ – und hatte gar keine Ahnung davon, welches günstige Zeugniß für eine Sage er niederschrieb, und wie er der örtlichen Sage dieser Gegend einen Vorschub leistete. Wir aber können nun von Schwarza aus den wilden Heeres- und Hollenzug in dieser Gegend vom Thüringerwaldgebirge hinüber auf Gefilde fränkischen Bodens verfolgen.


43.
Das wilde Heer im Werrathale.

Das „wütheninge Heer,“ wie die Leute in dieser althennebergischen Landschaft sagen, nahm seinen Strich von


  1. Johann Heinrich von Falckenstein: Thüringische Chronik. Erfurt 1738. 4. I. S. 166.
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/75&oldid=- (Version vom 1.8.2018)