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bei Wichtshausen, eine in das Innere führende Oeffnung gewahrt. Diese Wand heißt der „Wichtelstein,“ oft auch nur einfach der „Stein,“ und das Wichtleinsloch soll tief und weit unter der Erde wegführen. Ein Mann sei einst hineingekrochen, habe den Eingang nicht wieder finden können, und habe sich, nachdem er lange sich mühsam fortgetappt, in einem Keller zu Schwarza gefunden, das eine Stunde weit von Wichtshausen entlegen ist. Nach andern soll eine Gans diesen Marsch durch den Wichtelstein gemacht haben. Diese Gegend ist überhaupt sehr sagenreich, doch gehört sie weiter hinauf zum Gebiete des Thüringer Waldes, bei dessen Durchwanderung sie nochmals berührt wird. Nur einer scherzhaften Wichtshäuser Sage sei noch gedacht: Ein Graf von Henneberg hatte einen Hofzwerg und Narren, der hieß Buch-Klaas, und war aus Wichtshausen. Der ritt einmal mit seinem Herrn im Walde und Gehölze herum, deren Bestand zu besehen, und der Graf sagte zu ihm: Sieh einmal Klaas, was für schöne Bäume ich da herum stehen habe! Darauf lachte der Zwergwichtel hellauf, was er nur lachen konnte, und rief: Du hast hier Bäume stehen, denkst Du? Denkst, die schönen Bäume wären Dein? Dein sind nur die Krummen – die Geraden gehören den Förstern. – In Wichtshausen steht noch Buch-Klaasens Stammhaus.

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/79&oldid=- (Version vom 1.8.2018)