Seite:Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch - Erster Band.pdf/84

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wichtshausen zurückgekehrt, fragte Messing einen Nachbar nach dem Namen jenes Dorfes, und erzählte ihm, was ihm begegnet, auch daß er das Dorf auf dem Rückwege nicht wieder gesehen. Da nahm jener Mann eine sehr ernste und bedenkliche Miene an, und sagte: Es ist sehr gut, daß Ihr jener Frau nicht weiter gefolgt seid – sie hätte Euch vielleicht so geführt, daß Ihr nimmer wieder gekommen wäret. Ohne Zweifel habt Ihr das verwünschte Dorf Germelshausen gesehen, das dort herum gelegen hat, und es ist dort gar nicht geheuer.

48.
Das ewige Licht in der Lorenze.

Zwischen Wichtshausen und Marisfeld hat vor Zeiten eine dem heiligen Laurentius geweihte Kapelle gestanden, von der man nur noch wenige Trümmer sieht. Man nennt die öde Stätte insgemein nur „die Lorenze.“ Die Kapelle soll reich und schön geschmückt gewesen sein, und es sollen abwechselnd die Mönche der Klöster Rohr und Veßra in derselben den Dienst versehen haben, das heißt, von Rohr nur die Geistlichen, denn zu Rohr war ein Nonnenkloster. Einer der Geistlichen am letztgenannten Kloster hatte insbesondere die Obhut über ein „ewiges Licht“ in der Lorenze. Da in der Stiftungsurkunde über die Erhaltung dieses ewigen Lichtes ausdrücklich bedungen war, daß die Lampe nie erlöschen dürfe, außerdem die mit der Stiftung verknüpfte Nutznießung von Grundstücken sogleich vom Kloster Rohr ab, und an das Kloster Veßra fallen solle, so wurde stets darauf gesehen, daß kein ganz

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/84&oldid=- (Version vom 1.8.2018)