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an der hessischen Grenze finden sich 2 Steinkreuze, zum Andenken eines Jägers und eines Schäfers, die dort wegen der Huthung in Wortwechsel geriethen und einander gegenseitig mordeten. Sie spuken noch dort herum in gewissen Nächten.

51.
Metzels.

Zwischen Christes und Wasungen liegt, auch noch auf dem Höhenzuge der Thüringerwaldvorberge, die sich nach dem Thale der Werra hinabsenken, das Dorf Metzels, das früher Glattenstein hieß. Die Umwandlung des letzteren Namens in den ersteren erklärt die Sage auf doppelte Weise; einmal habe bei Lebzeiten Graf Poppo’s VII. von Henneberg zwischen Henneberger und Würzburger Volk in der Ortsnähe eine bedeutende „Metzelei“ Statt gefunden; dann aber sei einst an einer Kirchweihe zu Glattenstein unter den Burschen des Dorfes und Fremden eine solche Schlägerei und Metzelei entstanden, daß ihrer drei auf dem Platze tod geblieben, zu deren Andenken auch noch drei Steine zum Wahrzeichen unter der Linde stehen. Von da ab sei nicht nur der Ortsname unabänderlich abgeändert, sondern auch auf hundert Jahr die Kirmse verboten worden. Letzterer Sagenzug begegnet im Hennebergischen und Thüringischen nicht selten, und das Volk hat sich dafür längst den technischen Ausdruck: „die Kirmse verschlagen“ gebildet. Zu Metzels stand vordem der „Klausbrunnen“ in hohen Ehren. Es stand in der Kirche daselbst das lebensgroße Bild des heiligen Nicolaus, schön geschnitzt,

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/89&oldid=- (Version vom 1.8.2018)