Seite:Ludwigs des Bayern Königswahlgesetz Licet iuris vom 6. August 1338.pdf/6

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vollständig. Freilich bietet Occams Text sowohl hier wie in der Vertragsurkunde an einzelnen Stellen unzweifelhaft richtigere Lesarten als die uns überlieferten Nicolaus-Handschriften; doch ist das darauf zurückzuführen, dass Occam eine Handschrift des Nicolaus benutzte, welche in diesen Punkten besser war, als die beiden auf uns gekommenen Handschriften.

Auch die Angaben des Nicolaus über die Publikation des Gesetzes ‚Licet iuris‘ liegen unzweifelhaft denen Occams zu Grunde.

Nicolaus führt das Gesetz mit folgenden Worten ein: ‚Sequitur[1] quedam lex publicata et pronunciata per serenissimum principem ac dominum Ludovicum IIII. Romanorum imperatorem una cum electoribus sacri imperii pre- sentibus … anno Domini MCCCXXXVIII, die VI. mensis Augusti in Franchenvort et eciam in Confluencia civitate archiepiscopi Treverensis super flumen Reni coram serenissimo principe domino Aduardo rege Anglie et supradictis prelatis et nobilibus secunda die mensis Septembris eiusdem anni solempniter publicata: Ludovicus Dei gracia Romanorum imperator —. Licet iuris utriusque‘ u. s. w.

Diesen Bericht hat nun Occam benutzt, und zwar in recht flüchtiger Weise ihn entstellend: ‚contra legem prolatam in contrafacientes anno Domini MCCCXXXVIII, VI. die mensis Augusti presentibus imperii electoribus et domino Edwardo divina gracia rege Anglie in Confluencia, civitate archiepiscopi Treverensis, que lex incipitur: Licet iuris‘.

In dem Bestreben, den Text des Nicolaus zu kürzen, geschah es, dass Occam die Publikation des Gesetzes zu Frankfurt mit deren Wiederholung zu Koblenz vermischte, indem er das Frankfurter Datum auf die Veröffentlichung zu Koblenz bezog, ohne zu beachten, dass für diese weiter unten der 3. September angegeben war.

So ist als feststehend anzunehmen, dass das Werk des Nicolaus Minorita für die Texte des Kurvereins und des Renser Weisthums, für die Nachrichten über beide Stücke und ebenso für die über das Frankfurter Gesetz Occams Quelle war. Sollte dieser dann aber für den Text des ‚Licet iuris‘ nicht dieselbe Quelle, sondern für dieses Stück selbst eine andere Vorlage benutzt haben? Das ist so unwahrscheinlich, dass uns nur die stärksten Gründe

  1. Böhmer, Fontes rerum Germ. IV, 606.