Seite:Luther Das Newe Testament Deutzsch 230.jpg

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hertzen grund dem gesetz feynd bist, was ist denn, das du andere lerist nicht stelen, so du ym hertzen selbs eyn dieb bist, vnd euserlich gern werist, wenn du thurstist? wie wol auch das euserlich werck die lenge nicht nach bleybt bey solchen heuchlern, Also leristu andere aber dich selbs nicht, weyssist auch selb nicht wastu lerist, hast auch das gesetz noch nie recht verstanden, Ja datzu mehret das gesetz die sund, wie er saget am .5. Capitel, darumb das yhm der mensch nur feynder wyrt, yhe[1] mehr es foddert, des er keyns kan.

Darumb spricht er am siebenden Capitel, das gesetz ist geystlich, Was ist das? Wenn das gesetz leyplich were, so geschehe yhm mit wercken gnug, Nu es aber geystlich ist, thut yhm niemant gnug, es gehe denn von hertzen grund alles was du thust, Aber eyn solchs hertz gibt niemant, denn Gotis geyst, der macht den menschen dem gesetz gleych, das er lust zum gesetz gewynnet von hertzen, vnd hynfurt nicht aus furcht noch zwang, sundern aus freyem hertzen alles thut. Also ist das gesetz geystlich, das mit solchem geystlichen hertzen will geliebt vnd erfullet seyn, vnd foddert ein solchen geyst, Wo der nicht ym hertzen ist, da bleybt sund, vnlust, feyndschafft widder das gesetze, das doch gut, gerecht, vnd heylig ist.

[6] So gewehne dich nu der rede, das viel eyn ander ding ist, des gesetzs werck thun, vnd das gesetz erfullen, Des gesetzs werck, ist alles, das der mensch thut vnd thun kan am gesetz, aus seym freyen willen vnd eygen krefften, Weyl aber vnter vnd neben solchen wercken bleybt ym hertzen vnlust vnd zwang zum gesetz, sind solche werck alle verloren, vnd keyn nutz, Das meynet Sanct Paulus am .3. Cap. do er spricht, durch gesetzs werck wirt fur Got keyn mensch rechtfertig Daher sihistu nu, das die schul zencker vnd sophisten, verfurer sind, wenn sie leren, mit wercken sich zur gnade bereyten, Wie kan sich mit wercken zum guten bereyten, der keyn gut werck, on vnlust vnd vnwillen ym hertzen thut? Wie soll des werck Gott gelusten, das von vnlustigem vnd widder willigem hertzen gehet?

Aber das gesetz erfullen ist, mit lust vnd lieb seyn werck thun vnd frey on des gesetzs zwang Gotlich vnd wol leben, als were keyn gesetz oder straff, Solche lust aber freyer liebe, gibt der heylige geyst ynß hertz, wie er spricht am funfften Capitel Der geyst aber wirt nicht denn alleyn, ynn, mit, vnd durch den glawben an Jhesum Christ geben, wie er ynn der vorrhede sagt, So kompt der glawbe nicht, on alleyne durch Gottis wort oder Euangelion, das Christum predigt wie er ist Gottis son vnd mensch, gestorben vnd aufferstanden vmb vnser willen, wie er am .3. 4. vnd .10. Capitel sagt.

Daher kompt, das alleyn der glawbe rechtfertig macht vnd das gesetz erfullet, denn er bringet den geyst aus Christus verdienst, der geyst aber macht eyn lustig vnd frey hertz, wie das gesetz fodert, so gehen denn die gutten werck aus dem glawben selber, Das meynet er am .3. capitel, nach dem er des gesetz werck verworffen hatte, das es lautt, als

Empfohlene Zitierweise:
Martin Luther: Das Newe Testament Deutzsch. [Melchior Lotther d. J. für Christian Döring und Lukas Cranach d. Ä.], Wittenberg 1522, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luther_Das_Newe_Testament_Deutzsch_230.jpg&oldid=- (Version vom 14.10.2016)
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