Seite:Luther Das Newe Testament Deutzsch 233.jpg

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sund weg nemen? darumb ists alles falsch vnd heuchley vnd sund, was ausser dem glawben odder ym vnglawben geschicht, Ro. 14. es gleysse wie gut es mag.

¶ Fleysch vnd geyst mustu hie nicht also verstehen, das fleysch alleyn sey, was die vnkeuscheyt betreffe, vnd geyst, was das ynnerliche ym hertzen betreffe, sondern fleysch heyst Paulus, wie Christus Johan. 3 alles was aus fleysch geporn ist, den gantzen menschen, mit leyb vnd seele, mit vernunfft vnd allen synnen. Darumb, das es alles an yhm nach dem fleysch trachtet, also, das du auch den fleyschlich wissest zu heyssen, der on gnade, von hohen geystlichen sachen viel tichtet, lebet, vnd schwetzet, wie du das aus den wercken des fleyschs Gal. 5. wol kanst lernen, da er auch ketzrey, vnd hass, fleyschs werck heyst, Vnd Ro. 8 spricht, das durchs fleysch das gesetz geschwecht wirt, wilchs nicht von vnkeuscheyt, sondern von allen sunden, aller meyst aber vom vnglawben gesagt ist, der das allergeystlichst[1] laster ist.

Widderumb, auch den geystlich heyssist, der mit den aller euserlichsten wercken vmbgehet, als Christus, da er der iunger fuss wusch, vnd Petrus da er das schiff furet vnd fischet. Also, das fleysch sey eyn mensch, der ynnwendig vnd ausswendig lebt vnd wirckt, das zu des fleyschs nutz vnd zeytlichem leben dienet, Geyst sey, der ynnwendig vnd ausswendig lebt vnd wirckt, das zu dem geyst vnd zukunfftigem leben dienet. On solchen verstand diser wortter, wirstu dise Epistel sanct Pauli, noch keyn buch der heyligen schrifft nymer verstehen, Drumb hut dich fur allen lerern, die anders diser wort brauchen, sie seyen auch wer sie wollen, ob gleych Hiero. Aug. Ambro. Origenes, vnd yhr gleychen vnd noch hoher weren. Nu wollen wyr zur Epistel greyffen.

Die weyl eym Euangelischen prediger gepurt, am ersten durch offinbarung des gesetzs vnd der sunden, alles zustraffen vnd zu sunden machen, das nicht aus dem geyst vnd glawben ynn Christo gelebt wirt, damit die menschen zu yhrem eygen erkentnis vnd iamer gefurt werden, das sie demuttig werden, vnd hulffe begeren, So thut sanct Paulus auch, vnd fehet an ym ersten Capitel, vnd strafft die groben sund vnd vnglawben, die offintlich sind am tage, als der heyden sund waren vnd noch sind, die on Gottis gnaden leben, vnd spricht, Es werde offinbart durchs Euangelion Gottis zorn von hymel vber alle menschen, vmb yhres gotlosen wesens vnd vntugent willen, Denn ob sie gleych [14] wissen vnd teglich erkennen, das eyn Gott sey, so ist doch die natur an yhr selb, ausser der gnade, so bose, das sie yhm widder danckt noch ehret, sondern verblendt sich selbs, vnd fellet on vnterlass ynn erger wesen, bis das sie nach abgottereyen auch die schendlichen sunden, mit allen lastern wircket, vnuerschampt, vnd datzu vngestrafft last, an den andern.

Am andern Capitel streckt er solche straffe auch weytter auff die,

Empfohlene Zitierweise:
Martin Luther: Das Newe Testament Deutzsch. [Melchior Lotther d. J. für Christian Döring und Lukas Cranach d. Ä.], Wittenberg 1522, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luther_Das_Newe_Testament_Deutzsch_233.jpg&oldid=- (Version vom 14.10.2016)
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