Seite:Luther Das Newe Testament Deutzsch 234.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

so euserlich frum scheynen odder heymlich sundigen, als die Juden waren, vnd noch alle heucheler sind, die on lust on liebe wol leben, vnd ym hertzen Gottis gesetz feynd sind, vnd doch ander leut gern vrteylen, wie aller gleyssner art ist, das sie sich selb reyn achten vnd doch vol geytzs, hass, hoffart, vnd alles vnflats sticken, Matth 23. Die sinds eben die Gottis guttigkeyt verachten vnd nach yhrer hertigkeyt des zorns schatz samlen. Also das Sanct Paulus, als eyn rechter gesetz verklerer niemant on sund bleyben lesset, sondern allen den zorn Gottis verkundigt, die aus natur oder freyem willen wollen wol leben, vnd lessit sie nichts besser seyn, denn die offentlichen sunder, ia er spricht,sie seyen hartmutige vnd vnpusfertige.

Am dritten, wirfft er sie alle beyde ynn eyn hauffen vnd spricht, eyner sey wie der ander, alltzumal sunder fur Got, on das die Juden Gottis wort gehabt, wie wol viel nicht dran glewbt, haben, doch da mit Gottis glawb vnd warheyt nicht aus ist, vnd furet zufellig eyn den spruch aus dem .50. Psalm, das Gott recht bleybt ynn seynen wortten, Darnach kompt er wider drauff, vnd beweyset auch durch schrifft, das sie alle sunder sind, vnd durch gesetzs werck niemant recht fertig werde, sondern das gesetz nur die sund zuerkennen geben sey, Darnach fehet er an, vnd leret den rechten weg, wie man musse frum vnd selig werden vnd spricht, sie sind alle sunder vnd on preys Gottis, mussen aber on verdienst rechtfertig werden durch den glawben an Christo, der vns solchs verdienet hat durch seyn blut vnd vns eyn gnaden stuel worden von Gott, der vns alle vorige sund vergibt, da mit er beweyse, das seyne gerechtigkeyt, die er gibt ym glauben, alleyne vns helffe, die zu der zeyt durchs Euangelion offinbart vnd zuuor durchs gesetz vnd propheten betzeuget ist, Also wirt das gesetz durch den glawben auff gericht, ob wol des gesetzs werck da mit werden nydder gelegt sampt yhrem rhum.

Am vierden, als nu durch die ersten drey Capitel, die sunden offinbart, vnd der weg des glawben zur rechtfertigkeyt geleret, fehet er an zu begegen ettlichen eynreden vnd anspruche, Vnd nympt am ersten den fur, den gemeyniglich [16] thun, alle die von glawben horen wie er on werck rechtfertige vnd sprechen, sol man denn nu keyn gute werck thun? Also helt er hie yhm selb fur den Abraham vnd spricht, Was hat denn Abraham mit seynen wercken than? ists alles vmbsonst gewesen? waren seyn werck keyn nutz? Vnd schleust, das Abraham on alle werck alleyn durch den glawben rechtfertiget sey, so gar, das er auch fur dem werck seyner beschneytung durch die schrifft, alleyn seyns glawbens halben rechtfertig gepreysset werde, Gen. 15. hat aber das werck der beschneyttung zu seyner gerechtigkeyt nichts than, das doch Gott yhm gepott vnd eyn gut werck des gehorsams war, so wirt gewisslich auch keyn ander gut werck zur gerechtigkeyt etwas thun, Sondern wie die beschneyttung Abrahe eyn euserlich zeychen war, da mit er seyne gerechtigkeyt ym glawben beweysete,

Empfohlene Zitierweise:
Martin Luther: Das Newe Testament Deutzsch. [Melchior Lotther d. J. für Christian Döring und Lukas Cranach d. Ä.], Wittenberg 1522, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luther_Das_Newe_Testament_Deutzsch_234.jpg&oldid=- (Version vom 14.10.2016)