Seite:Luther Das Newe Testament Deutzsch 237.jpg

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muge odder solle eynen andern man nehmen, sondern viel mehr, das sie nu aller erst recht frey ist, eyn andern zu nemen, das sie vorhyn nicht kundt thun, ehe sie yhenis mans ab war. Also ist vnser gewissen verpunden dem gesetz vnter dem sundlichen alten menschen, Wenn der todtet wirt durch den geyst, so ist das gewissen frey, vnd eyns des andern los, nicht das das gewissen solle nichts thun, sondern nu aller erst recht an Christo dem andern man hangen, vnd frucht bringen des lebens.

Darnach, streycht er weytter aus, die art der sunden vnd gesetzs, wie durch das gesetz die sund sich nur recht reget vnd geweltig wirt, Denn der alte mensch wirt dem gesetz nur deste feynder, weyl er nicht kan zalen, das vom gesetz foddert wirt, Denn sund ist seyn natur, vnd kan von yhm selbs nicht anders, darumb ist das gesetz seyn tod vnd alle seyn marter. Nicht das das gesetz bose sey, sondern das die bose natur nicht leyden kan das gutte, das es gutts von yhm foddere Gleych wie eyn krancker nicht leyden kan, das man von yhm foddere lauffen vnd springen vnd andere werck eyns gesunden.

Darumb schleust Sanct Paulus hie, das wo das gesetz recht erkennet vnd auffs beste gefasset wirt, da thuts nit mehr, denn erynnert vns vnsere sunde, vnd todtet vns durch die selb, vnd macht vns schuldig des ewigen zorns, wie das alles feyn sich lernt vnd erferet ym gewissen, wens mit dem gesetz recht troffen wirt. Also das man mus etwas anders haben,vnd mehr denn das gesetz, den menschen frum vnd selig zu machen, Wilche aber das gesetz nicht recht erkennen, die sind blind, gehen mit vermessenheyt dahyn, meynen[1] yhm mit wercken gnug zu thun, Denn sie wissen nicht, wie viel das gesetz foddert, [22] nemlich eyn frey, willig, lustig hertz, darumb sehen sie Mosi nicht recht vnter augen, das tuch ist yhn da fur gelegt vnd zu gedeckt.

Darnach zeygt er, wie geyst vnd fleysch mit eynander[2] streytten ynn eynem menschen, vnd setzt sich selbs zum exempel, das wyr lernen, das werck, die sund ynn vns selbs zutodten, recht erkennen, Er nennet aber beyde den geyst vnd das fleysch, eyn gesetze, darumb das gleych wie des gotlichen gesetzs art ist, das es treybt vnd foddert. Also treybt vnd foddert vnd wuttet auch das fleysch widder den geyst vnd wil seyne lust haben. Widderumb treybt vnd foddert der geyst widder das fleysch vnd wil seyne lust haben, diser zang weret ynn vns, so lang wyr leben, ynn eynem mehr ym andern weniger, darnach der geyst odder fleysch stercker wirt, vnd ist doch der gantz mensch selbs alles beydes, geyst vnd fleysch, der mit yhm selbs streyttet bis er gantz geystlich werde.

Am achten trostet er solche streytter, das sie solch fleysch nicht verdamne, vnd zeyget weytter an, was fleysch vnd geyst art sey, vnd wie der geyst kompt aus Christo der vns seynen heyligen geyst geben hat, der vns geystlich macht vnd das fleysch dempfft, vnd vns sichert, das wyr dennoch Gottis kinder sind, wie hart auch die sund ynn vns

Empfohlene Zitierweise:
Martin Luther: Das Newe Testament Deutzsch. [Melchior Lotther d. J. für Christian Döring und Lukas Cranach d. Ä.], Wittenberg 1522, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luther_Das_Newe_Testament_Deutzsch_237.jpg&oldid=- (Version vom 14.10.2016)
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