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Len. Sehr einfach; aber er hat es mir selbst gegeben, und mit welcher Grazie! Euch hat er durch seinen Sklaven bedienen lassen.

Wilh. Seht doch, wie eingebildet!

Len. Und du, wie eifersüchtig!

Nat. Und Du, wie übermüthig!

Wilh. Schon gut, ich sag es dem Gesandten.

Nat. Mamsell hat üble Laune, wir wollen sie lieber allein lassen.

Wilh. Unsere Schuld ist es ja nicht, daß der Gesandte ihr bloß ein Schnupftuch gegeben.

Len. Ich bitte Euch, geht wohin es Euch beliebt, Ihr ärgert mich.

Wilh. (indem sie abgeht, hält sie Lenoren den Ring vor die Augen.) Wie das flimmert!

Nat. (macht es eben so mit der Rosenessenz) Wie das duftet! (Beyde ab.)

Len. (allein, fast weinend) Unausstehliche Eitelkeit! Ach! wenn ich sie doch ein wenig demüthigen könnte! – Ich weiß nicht – seit einer Viertelstunde – ist mir so wunderlich zu Muthe – ich empfinde etwas, das ich noch nie empfunden habe – Mein Gott, da kommt der Gesandte. Ich zittre und bebe.


Zwölfter Auftritt.
Rose, und Lenore.

Rose. Liebenswürdige Lenore! ich bin dem lästigen Gedränge entschlüpft. Mein Herz führt