Seite:Mädchenfreundschaft, oder der türkische Gesandte.pdf/4

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M. Braun. O leichtsinnige Jugend! Ich sprach freylich von Moschus, aber von einen Idyllendichter, der vor 2000 Jahren in Syrakus lebte. Kinder! Kinder! wenn Ihr nicht mit Ernst dergleichen wichtige Dinge zu erlangen strebt wie wollt Ihr denn einst liebenswürdige[WS 1] Gattinnen werden? – Ihr tanzt, Ihr singt, Ihr spielt auf der Guitarre, das ist alles recht gut, und gehört allerdings zur häuslichen Zufriedenheit; aber um Eure Männer ganz zu beglücken, müßt Ihr auch wissen wer Moschus war, und müßt gleich ihm, süße Verse dichten lernen.

Lenore. Hab’ ich nicht am Sonnabend ein Liedchen auf meinen Dompfaffen gemacht?

M. Braun. Ja die Gedanken waren ganz artig aber die Reime noch so à la Gellert. Heutzutage verlangt ein Ehemann –

Nat. Ey was kümert es uns, was ein Ehemann verlangt? Wir drey heurathen doch nie!

M. Braun. Alberner Schnack! Lenore[WS 2] ist ja schon Braut.

Len. Bewahre der Himmel! Oncles und Tanten mögen das wohl untereinander so aus gemacht haben, aber ich thue es nicht. Da müßte ich mich ja von meinen Freundinnen trennen? – Das geschieht nimmermehr.

Nat. Nein, Madam Braun, das thut keine von uns. Eher sagen wir Nein am Altare.

M. Braun. Nun, nun, das wird sich schon finden. Jetzt wieder auf den Idyllendichter Moschus zu kommen – (man hört eine Uhr drey schlagen.)

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Typo im Original: liebenswürdide
  2. Typo im Original: Leonre