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M. Braun. Laß sehen. (Sie sieht den Titel an.) Lucinde. O das hat nichts zu sagen, das ist ein Buch, in welchem sich die höhere Poesie mit der Religion der Liebe vermählt. Leg es nur wieder dahin, wo du es gefunden hast.

Maulw. Sehr wohl. Draußen steht aber auch ein junger Herr, der gern herein möchte, und der mir noch gefährlicher aussieht als ein Buch.

M. Braun. Wie heißt er?

Maulw. Ja Gott weiß! Er nannte sich Rose; das that er aber wohl nur mir zu gefallen, weil er sah, daß ich der Gärtner bin.

M. Braun. Nein, nein, ich kenne ihn. Es ist des Lenorens bestimmter Bräutigam. Las’ ihn kommen.

Maulw. In Gottes Nahmen.

M. Braun. Bleib in der Nähe wenn ich dich brauche. (Maulwurf ab.)

M. Braun. (allein) Er wird erstaunen, wenn er sieht wie schön sie tanzt. Da liegt auch eine Zeichnung von ihr, ein nackender Apoll, der gewiß nichts zu wünschen übrig läßt. (Sie findet einen Strickstrumpf, den sie verbirgt) Nur ihren Strickstrumpf müssen wir bey Seite thun, denn da sieht es übel aus.


Dritter Auftritt.
Rose. Madame Braun.

Rose. (überbringt ihr einen Brief) Madam dieses Schreiben von Lenorens Oheim wird Ihnen