Seite:Mädchenfreundschaft, oder der türkische Gesandte.pdf/7

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sagen, wer ich bin, und mit welchen süßen Erwartungen ich hieher komme.

M. Braun. Ich freue mich die Bekanntschaft eines so gebildeten jungen Mannes zu machen, obgleich er kommt mir eine meiner liebenswürdigsten Zöglinge zu entführen.

Rose. Meine Familie bestimmt mir Lenoren zur Braut. Ich kenne sie noch nicht, aber da sie ihrer Erziehung anvertraut war –

M. Braun. Allzu gütig.

Rose. Einen kleinen Schrecken hat mir der Oheim dennoch eingejagt.

M. Braun. Wie so?

Rose. Er sagte mir, Lenore habe einen unüberwindlichen Widerwillen gegen das Heurathen.

M. Braun. Kinderey. Sie hat mit zwey jungen Mädchen ihres Alters eine felsenfeste, ewige Freundschaft errichtet. Alle drey sind schwärmerisch gleichsam in einander verliebt, hat die Eine einen Fehler begangen, so nehmen die andern beyden die Strafe auf sich. Alles theilen sie schwesterlich, keine kann vergnügt seyn ohne die andere.

Rose. Und diese zarten Freundschaftsbande soll ich zerreißen?

M. Braun. Ich habe sie freylich schon auf eine nahe Trennung vorbereiten wollen, man hat mir nur durch Thränenströme geantwortet; – aber Ihre Gegenwart –

Rose. Wenn es weiter nichts ist, als Mädchenfreundschaft, die kenne ich, und fürchte sie nicht.