Seite:Märchen (Montzheimer) 043.jpg

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Hier wollte sie erst ihre Gedanken sammeln, ehe sie das Anwesen ihres Brotherrn betrat.

So saß sie, den Kopf in die Hand gestützt, auf dem bemoosten Waldboden, als sie plötzlich ein feines Stimmchen vernahm:

„Ist dir’s quer gegangen?
Laß den Kopf nicht hangen.“

Vor ihr stand der kleine Erdbeerkönig, sie teilnehmend betrachtend.

Magdalies empfand dies wohltuend. Es drängte sie, alles mitzuteilen, und so vertraute sie denn ihrem sonderbaren kleinen Freunde alles an, was ihr begegnet war. „Ach, lieber Erdbeerkönig,“ schloß sie, „nun wird mich der edle Prinz gewiß für recht undankbar halten! Und was wird die Bäuerin sagen, wenn ich ihr kein Geld heimbringe; sie wird mir das nicht verzeihen.“

Der Erdbeerkönig legte sein winziges Fingerchen an sein winziges Näschen, als ob er über einen Ausweg nachdenke. Dann tröstete er:

„Laß sie toben, laß sie schmälen!
Sie wird nimmer lang dich quälen.
Kehre heim mit frohem Mut;
Wird noch alles, alles gut.“

Magdalies dankte nun dem guten Erdbeerkönig herzlich; und nicht lange, so hatte sie das Haus erreicht.

Die Bäuerin verband eben ihrem stöhnenden Mann seine Wunde.

„Bleibst gar lang’ aus!“ empfing sie die Heimkehrende. „Hast gar schwer zu tragen gehabt? Zeig her die Belohnung; die mag den Bauern trösten!“

Als Magdalies nun, vor Angst bebend, bekannte, daß sie nichts heimbringe, da schalt und zeterte die Bäuerin, wie die

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Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_043.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)