Seite:Märchen (Montzheimer) 060.jpg

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Und richtig: kaum war Junker Albrecht nahe genug, als der Gefangene rief:

„Frau Ute, die Hexe, ist waldwärts gangen
Und ließ mich ohn’ Futter hier draußen hangen;
Sie sperrt’ mich zur Kurzweil ins Bauer eng,
Darin ich mit Kummer der Freiheit denk’.
Zur Strafe für früheres Stehlen und Lungern
Läßt oft sie mich jämmerlich darben und hungern.
     Krah – krah – krah – krah –
     Komm schnell ganz nah,
     Mach’ auf mein’ Tür –
     Ich lohn’ es dir.“

Albrecht tat, wie der Rabe bat. Der flog nun schnell von der Hütte fort, bis dahin, wo der Wald sich lichtete, aber dichtes Unterholz Deckung bot. Der Junker folgte eilends. Da begann der Rabe wieder:

„Hexenbrut
Ist Frau Ut’
Und ihr Sohn –
Kennst ihn schon?“

Albrecht verneinte. Darauf schnarrte der Rabe noch eifriger:

„Hat Höcker im Rücken
Und sitzt voller Tücken.
Ist just nicht gar groß,
Doch dient er im Schloß;
Führt’s Kochregiment.
Brät, kocht, bäckt ohn’ End’:
– Mit schneeweißen Schürzen –
Manch’ Braten mit Würzen,
Geflügel und Suppen,
Auch Karpfen mit Schuppen,

Empfohlene Zitierweise:
Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_060.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)