Seite:Märchen (Montzheimer) 062.jpg

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Albrecht tat, wie der Vogel riet, und konnte eben noch im Zwielicht die Alte erkennen, die in einiger Entfernung zwischen den Bäumen daherkommend ihrer Hütte zuschritt.

Kaum war sie den Blicken der beiden Beobachter entschwunden, als der Rabe trieb:

„Nun schnelle von dannen –
Vorbei an den Tannen,
Krah – krah bis zum Steg –
Dort siehst du den Weg.“

Noch ein Stück flog der Rabe mit, bis er krächzte:

„Schreite weiter diesen Pfad,
Kommst zum Schlosse sonst zu spat,
Flieht sonst letzter Tagesschimmer; –
Brauchst mich Schwarzgesellen nimmer.“

Wirklich war es inzwischen ziemlich dunkel geworden, so daß Albrecht schnell von seinem gefiederten Führer schied. Er überlegte, als er so dahinschritt, auf welche Art er sich wohl am besten im Schloß einführen könnte, da er sich nicht gleich als Verwandten des Grafen zu erkennen geben mochte. Auch glaubte er klüger zu handeln, wenn er zunächst den Zweck seiner Reise verschwieg, denn nach allem, was er durch den Ohm sowohl im allgemeinen als auch durch die Vögel vorhin im besonderen erfahren hatte, traute er weder dem Koch noch der alten Ute viel Gutes zu.

Nun hatte er das Schloß erreicht. Es war ein stattlicher Bau, aus dessen Tor eben zwei Jünglinge traten, die in erregtem Gespräch begriffen den Nahenden nicht gewahrten.

„Mich hat der böse Hanko gestäupt, weil ich vergaß, das Fleisch am Spieß zu drehen!“, rief der eine der Jünglinge erregt, während der andere ihm entgegnete: „Und mich ließ er gar fasten, weil ich das Feuer zu arg geschürt, daß die Supp’ überkochte. Da war es doch besser, wenn die wilde Marinka

Empfohlene Zitierweise:
Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_062.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)