Seite:Märchen (Montzheimer) 071.jpg

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Die Alte wiegte den Kopf, dann fuchtelte sie mit ihren knochigen Fingern in der Luft herum und antwortete schadenfroh:

„Ein Mittel gäb’s, doch ist es gut,
Daß es nur kennt die alte Ut’.“

„Sag’s mir’s doch auch,“ drängte Hanko, „hätte meinen Spaß daran.“ Da hub die Hexe also an:

„Was man braucht, es niemand weiß,
Höre zu, – ich sag’ dir’s leis:
Nur drei Blumen Rittersporn,
Und drei Stielchen Rosendorn,
Holderbeer’n und Eibenwurz,
Drei Kamill’n und drei Nasturz.
Dann drei Veilchenblätter grün,
Drei Ranunkeln, die nicht blüh’n.
Auch drei gelbe Arnika –
Dies gepflückt, wenn’s niemand sah,
Just bei hellem Vollmondschein –
So würd’ Zauber wirksam sein.
Dann müßt’ man zum Kochen schnell
Wasser hol’n vom Waldesquell –
Alles darin sorgsam brühen –
Mit dem Sud zum Strauche ziehen,
Diesen damit gießen an –
So wär’s Rettungswerk getan,
Hi–hi–hi, wohl niemand kommt
Darauf, was zur Rettung frommt.“

Albrecht mußte alle Willenskraft zusammennehmen, um sich nicht durch einen Freudenschrei zu verraten. Endlos schien es ihm, bis die beiden unheimlichen Gestalten sich entfernt hatten; denn was sie noch weiter zu besprechen hatte, interessierte den Junker nun nicht mehr, da er das Wichtigste wußte.

Empfohlene Zitierweise:
Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_071.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)