Seite:Märchen (Montzheimer) 100.jpg

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„Liegt der Greif in Schlaf und Traum;
Nah’ getrost dem Zauberbaum.
Klimm’ hinauf, mein Immo du;
Wind und Glöcklein sind zur Ruh’ – –
Siehst das Schwert du hangen? –
Hol’s jetzt ohne Bangen.“

Immo blickte angestrengt in die Höhe. Und siehe da: wirklich hing dort im Baum mitten unter den Zauberglöcklein das Zauberschwert, dessen scharfe Klinge der Jüngling nun deutlich aufblitzen sah.

Ohne Besinnen erklomm er gewandt den Baum, bis er das Schwert erreicht und aus den Zweigen gelöst hatte. Wieder unten angelangt, folgte er schnell dem voranspringenden Männlein, das ihn nun denselben Weg führte, den Balduin wenige Stunden zuvor in kühnem Wagemut gegangen war.

Der Falke saß indessen auf seinem Baum, hatte alles gehört und flog nun mit ängstlichem Flattern den beiden nach. Doch das Tor war schon wieder hinter dem ungleichen Paar geschlossen.

So vermochte der Verzauberte hier nichts zu helfen, wie er gehofft hatte.

Vor der Tür desselben Gemachs, wo Balduins Kampf stattgefunden hatte, blieb Springmännlein stehen, indem es flüsterte:

„Jetzt sei auf der Hut; –
Führ’ die Klinge gut.
Triff den Höcker gleich
Mit gewalt’gem Streich.“

Geräuschlos sprang die Tür auf. Dort am Herd stand der schreckliche Zauberer und schmiedete mit dröhnenden Hammerschlägen an zwei Goldschlößlein. Das dadurch verursachte Geräusch

Empfohlene Zitierweise:
Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_100.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)