Seite:Märchen (Montzheimer) 131.jpg

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Hüte dich vor ihren Ränken,
Ihrer Tücke, ihrem Flirren, –
Laß ihr Gleißen dich nicht kümmern,
Geh’ den rechten Weg ohn’ Irren.“

Immer dunkler ward das Dickicht, bis die Führerin erklärte, daß sie dem Nixenweiher ganz nahe seien.

Der Nixe im Weiher war es in dieser Nacht besonders behaglich zumute; sie ließ ihre weißen Arme vom Wasser benetzen und spielte mit einem schweren Goldreif.

Jetzt gerade versenkte sie den Schatz wieder in die Tiefe, legte das Haupt auf ein Wasserrosenblatt und flüsterte:

„Rauschet, ihr Erlen
Leis in der Nacht;
Rauschet und säuselt,
Unke hält Wacht.
Wiegt mich in Schlummer
So lieblich und schön
Durch eurer Lieder
Flüsternd Getön;
Wiegt mich, ihr Wellen,
Schwarz wie die Nacht, –
Nixe will träumen,
Unke hält Wacht.“

So sanft auch die Erlen rauschten, und so leise die Unke auch ihr „unk – unk –“ rief, der Nixenschlummer währte nur eine kurze Spanne Zeit, denn Frau Irmela stand jetzt am Ufer des Weihers, der Nixe ihre Bitte vortragend.

Die Wasserfei glaubte zu träumen, denn außer der Untreue, die mit ihren Irrlichtern hier öfter vorbeikam, und außer den zwei wandermüden Kindern, die sie vor Tagen erblickt hatte, war seit langer Zeit niemand in ihre Nähe gekommen.

Empfohlene Zitierweise:
Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)