Seite:Märchen (Montzheimer) 143.jpg

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Das noch mehr als Gold dich ehrt
Und dein Glück gar bald vermehrt.
Obendrein auch bringt es schon
Selbstverdienten goldnen Lohn!“

„Liebes Heinzelmännchen,“ pflichtete Wendelin bei, „du hast recht; mein Wunsch war töricht. Aber ich bin so niedergedrückt, denn meine Geschicklichkeit will jetzt nimmer ausreichen, die Vorbilder auszuführen, die ich in Gedanken vor mir sehe!“

Heinzelmännchen blickte so freundlich, daß Wendelin zu fragen wagte: „Aber sage mir, wie kamst du, liebes Heinzelmännchen, am hellen Tage hierher an das Stadttor?“

Kichernd verschwand der Kleine plötzlich im Geröll, um gleich darauf an einer andern Stelle auftauchend, zu antworten:

„Heinzelmann hat allerorten
Wohl bei Tag und auch bei Nacht
Seine Fensterlein und Pforten,
Wo er heimlich lauscht und wacht:
Sieht dann, wo die Menschen bleiben,
Was sie tun und was sie treiben. –“

„Demnach ist euer Reich wohl sehr groß?“

„Heinzelreich ist nimmer klein,
Reicht tief drunten bis zum Rhein,
Wo im Grund die Nixen wohnen
Bei versunk’nen Königskronen.“

Ganz leise flüsterte er weiter:

„Heute, wenn zur Mitternacht
Alles schläft im Goldschmiedhaus,
Nur noch wachen Ratt’ und Maus:
Schleiche dann zum Keller sacht.“

„Wie sollt’ ich da hinunterkommen?“ wandte Wendelin ein. „Regina hält ihn stets verschlossen.“

Empfohlene Zitierweise:
Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipzig: Leipziger Graphische Werke AG, 1927, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_143.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)