Seite:Märchen (Montzheimer) 147.jpg

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Des Königs Blicke glitten prüfend über die Versammlung, um sogleich auf Wendelin und seinem Führer haften zu bleiben. Lebhaft winkte er den beiden, und wohl oder übel mußte der Jüngling nun dieser Aufforderung folgen. Die Verlegenheit Wendelins schien dem Könige nicht zu mißfallen, vielmehr schaute die kleine Majestät wohlwollend zu dem Eindringling auf, als dessen Gefährte eifrig erklärte:

„Habe hier den Menschen funden,
Dessen Wein dich ließ gesunden.
Fand ihn wert, ihn dir zu zeigen,
Ließ hinab ihn darum steigen.“

Da nickte der König beifällig, erhob seinen langen goldenen Stab, zum Zeichen, daß niemand gegen seinen Befehl Einspruch erheben dürfe, und antwortete würdevoll:

„Führe ihn zum Dank sogleich
Weiter durch das Heinzelreich
Bis zur dunklen Felsenkammer;
Schenke dort ihm einen Hammer.
Laß des Goldes Funken sprüh’n,
Unterweis’ zum Danke ihn
– Zum Beweise unsrer Gunst –
In der höchsten Goldschmiedkunst.
Zeig’ mit bestem Gold der Berge
Ihm die Kunst der Heinzelzwerge.“

Wendelin stammelte wie im Traume einige Dankesworte, und Heinzelmännchen führte seinen Schutzbefohlenen aus dem Felsensaal durch mehrere kleinere, aber ebenso prächtige Räume, in denen überall ähnliche Silberstühlchen standen.

Nun waren sie in der Felsenkammer, in der alle Geräte zu finden waren, die ein Goldschmied zu seiner Kunst gebrauchte.

Hei, wie behende das Männchen da herumhantierte, um alles zum Werke vorzubereiten: Hämmerlein, Feilen, Punzen,

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Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipzig: Leipziger Graphische Werke AG, 1927, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)