Seite:Märchen (Montzheimer) 154.jpg

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für die Nixenkönigin zum Geschenk bestimmt war. Dabei mahnte Heinzelmännchen nochmals, über alles, was er hier unten gesehen und gehört, zu schweigen, was der Jüngling auch versprach. Schwer ward es ihm, sich endlich von seinem kleinen Gönner zu trennen.

Ohne eine Ahnung, was sich unterdessen im Goldschmiedhaus begeben, stieg er die Kellertreppe hinauf, an der er herzlichen Abschied von dem Kleinen nahm, dessen letzte Mahnung noch lautete:

„Hüte dich vor Konrads Tück’,
Denn er neidet dir dein Glück.“

Konrad, den der Aerger nicht viel in dieser Nacht schlafen ließ, fuhr im Morgengrauen aus unruhigem Halbschlummer und vernahm nun deutlich Wendelins tiefe Atemzüge. Drei Nächte hindurch war nicht viel Schlaf in dessen Augen gekommen, was Wunder, daß er trotz der vielen Eindrücke auch dieser letzten Nacht fest schlief, sein Traum ihn aber so lebhaft in das Heinzelreich zurückführte, daß er sich bei der Arbeit wähnend im Schlafe sprach. Wie ein Dachs auf der Lauer, so spitzte Konrad die Ohren, die er an die Bretterwand lehnte; da verstand er’s ganz deutlich:

„Klopp – klipp, klopp – klipp,
Gelingen gib;
Du Hämmerlein jetzt springe,
Daß Gold gar hell erklinge,
Damit der gute Heinzelmann
Sich mit mir herzlich freuen kann.“

Wie eine Katze schlich Konrad in das Kämmerlein des Arglosen; denn daß dieser mit den Heinzelmännchen in Verbindung stand, ward ihm jetzt unzweifelhaft klar. Sicherlich trug er irgendwelche Schätze bei sich, das mußte er auskundschaften.

Empfohlene Zitierweise:
Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipzig: Leipziger Graphische Werke AG, 1927, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_154.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)