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Hinter einer Batteriestellung in einer Mulde, die von den Franzosen stark beschossen worden war, wie die zahlreichen Einschläge zeigten, stoßen wir im Abstieg hinter dem Waldrande auf einige ganz eigenartige, in den Hang eingebaute Unterstände, die für die Bedienungsmannschaft der deutschen Batterie errichtet worden sind, um sie gegen das französische Granatfeuer zu schützen. Richtige Höhlenwohnungen, deren Wände mit Stroh- und Heumatten ausgepolstert und deren Decken zum Schutz gegen Einschlagen der schweren Granaten mit großen dicken Steinplatten belegt und bombensicher gemacht sind. Ein schmaler langer Tunnel dient als Notausgang und zugleich als letzter Zufluchtsort, im Falle, daß die Unterstände dem Feuer nicht standhalten sollten. Aufschriften wie: Zum roten Rübezahl und Zum lustigen Eskimo beweisen, daß der deutsche Soldatenhumor selbst im Hagel der schweren Granaten nicht ausgeht.

Im lebhaften Gespräche kommen wir bald bergab und in das Dorf zurück, von wo uns der Kraftwagen rasch wieder an den Ort des Stabsquartiers des Generalkommandos zurückbringt. Es war ein lehrreicher und anregender Weihnachtsfeiertag.


Am heiligen Weihnachtsabend wurde in der deutschen Front, soweit das mit dem Dienst vereinbar war, die Hauptfeier des Weihnachtsfestes begangen. Nicht überall. Vorne in den Schützenlinien

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/152&oldid=- (Version vom 1.8.2018)