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der militärische Fuhrwerksverkehr zwischen der Front und den rückwärtigen Etappenorten auf der in zahlreichen scharfen Kehren sich hinziehenden Bergstraße beginnt. Kolonnen von Proviant- und Munitionsfuhrwerken, die zum Fassen von Lebensmitteln und Munition zurückfahren, begegnen uns. Zuweilen beschießen die Franzosen des Nachts die unter ihrem Feuer liegenden Straßenstrecken aufs Geratewohl, wenn sie das Geräusch fahrender Fuhrwerkkolonnen hören. Gestern und heute freilich verhält sich ihre Artillerie auffallend ruhig, sei es, daß sie sich von dem vorgestern hier abgeschlagenen Angriff noch nicht erholt hat, sei es, daß ein Hauch von Weihnachtsstimmung auch sie hindert, den heiligen Abend durch Gefechtslärm zu stören.

An einer Waldecke, wo ein holperiger Feldweg zum nächsten Dorfe abzweigt, macht der Kraftwagen Halt und kehrt. Ich verabschiede mich von meinem bisherigen Begleiter und begebe mich in die Obhut eines Ordonnanz-Offiziers des Artillerie-Obersten Z., des Kommandeurs des in diesem Abschnitt stehenden schweren Fußartillerie-Regiments, bei dem ich heute und morgen zu Gaste geladen bin.

In der Kirche des französischen Dorfes, das wir bald erreichen, wird deutsche Weihnacht mit Christbaum und Predigt gefeiert. Auch die französische Bevölkerung hat sich teilweise zu der Feier eingefunden.

Außer dem schon genannten Artilleriestabe haben hier noch Infanteriestäbe und die Mannschaft

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/155&oldid=- (Version vom 1.8.2018)