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Es gibt aber in der langen deutsch-französischen Kampffront neben den Abschnitten, in denen der stehende Krieg zum eigentlichen Festungskrieg geworden ist und wo sich die Kampflinien auf Rufweite gegenüber liegen, auch Gebiete, in denen der Bewegungskrieg nicht völlig verdrängt ist, wo vielmehr die durch das Gelände und durch taktische Verhältnisse gebotene Entfernung zwischen den vordersten Linien Truppenbewegungen und Unternehmungen ermöglicht und eine Verbindung von Stellungs- und Bewegungskrieg erfordert.

Während ich in den Weihnachtstagen auf einer schmalen Front den Sappenangriff auf eine waldige Bergkuppe und auf einen kahlen Bergkamm bis ins einzelne genau kennen gelernt hatte, bot sich mir in den Tagen vom 7., 8. und 9. Januar die Gelegenheit, einen größeren Abschnitt zu begehen, der mit allen Mitteln der Kriegstechnik zu einer fortlaufenden Kette von Befestigungsanlagen ausgebaut ist und fortwährend noch durch Ergänzungsarbeiten verstärkt wird, so daß er mit einer verhältnismäßig kleinen Truppenmacht gegen einen mehrfach überlegenen Gegner erfolgreich gehalten werden kann. Das Gebiet, von dem hier die Rede ist, ist überaus abwechslungsreich; auf dem einen Flügel zeigt es mehr offenes, welliges, von Bachläufen durchzogenes, weite Schußfelder bietendes Gelände, das nach Westen in ein breites, ebenes Flußtal verläuft, auf dem anderen Flügel stark eingeschnittene, schluchtartige Waldtäler und ausgedehnte

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/190&oldid=- (Version vom 1.8.2018)