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liegen vier tapfere Bayern vom ... Landwehr-Infanterieregiment, ... Kompanie, so heißt es auf einem der vielen Grabkreuze. Hier liegen zwei tapfere Landsturmleute, Ludwig G. und Johann H. vom Landsturmbataillon ... M ..., Baden, so liest man auf einem anderen.

Beim Sturm auf das auf einem Felsenkopfe erbaute Schloß hat auch der Besitzer seinen Tod gefunden. Wahrscheinlich hat er durch die Fensterläden den Gang des Gefechts beobachtet. Er wurde mit durchschossenem Kopfe aufgefunden. Die Fenster des Zimmers, wo er aufgehoben wurde, weisen zahlreiche Löcher von Infanteriegeschossen auf. Die Blutlache, in der der Schloßherr tot lag, als die Deutschen das Schloß besetzten, ist noch an einem großen roten Flecken auf dem Boden des Zimmers erkennbar. Der Aschenbecher mit der halb verbrannten Zigarre steht noch unberührt auf einem Spieltischchen. Jetzt liegt in dem Schlosse eine deutsche Feldwache. Feldwachtkommandant ist ein bildschöner, junger Leutnant von neunzehn bis zwanzig Jahren. Sein Bruder — so erzählt mir beim Abstieg der uns begleitende Generalstabsoffizier — ist der jüngste Leutnant des deutschen Heeres. Er ist beim Kriegsausbruch als vierzehneinhalbjähriger Kadett und Offizierstellvertreter ins Feld gezogen, hat sich durch verwegene Taten und tapferes Verhalten das Eiserne Kreuz zweiter und erster Klasse erworben — das Kreuz erster Klasse ist eine seltene, nur für außergewöhnliche Leistungen verliehene Auszeichnung—

Empfohlene Zitierweise:
Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/207&oldid=- (Version vom 1.8.2018)