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Eine vernünftige Abwechselung des Dienstes zwischen Marsch, Exerzierarbeit und Pionierarbeit tut ein übriges, um die Truppe bei guter Gesundheit und Stimmung zu erhalten. Der Oberst eines Regiments teilte uns mit, daß seine zur Pionierarbeit verwendeten Mannschaften von ihren Quartieren bis zu den Befestigungsstellungen und zurück einen regelmäßigen Tagesmarsch von zwanzig Kilometern hin und her zurückzulegen haben. So bleiben die Leute trotz Schützengraben und Stellungskrieg marschtüchtig und beweglich.

In einem Maße, wie man es im Felde nicht für möglich halten sollte, wird für Badegelegenheit gesorgt. Der Stabsarzt im Hauptquartier dieses Heeresabschnittes arbeitet mit wahrer Begeisterung und unermüdlicher Tatkraft für die Errichtung von Truppenbädern. In jedem Dorfe, womöglich in jedem Kompanierevier wird ein kleines Soldatenbad errichtet. Große Waschzuber werden als Badewannen verwendet. Das Material und die fachkundigen Leute zur Herstellung einer Wasserleitung und Heizungsanlage finden sich überall. In einem sauberen französischen Städtchen, wo ein größerer Truppenteil untergebracht ist, ist in einer zurzeit nicht betriebenen Bierbrauerei ein umfangreiches Soldatenbad errichtet. Nicht weniger als zweiunddreißig Mann können hier gleichzeitig ein Brausebad nehmen, die großen Maischbottiche dienen für Vollbäder. Der erfindungsreiche balneologische Stabsarzt schwärmt sogar für die Errichtung eines Schwimmbades

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/215&oldid=- (Version vom 1.8.2018)