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Die Ställe stehen leer, die Häuser sind verödet, nur feldgraue Gestalten tauchen da und dort in den Straßen auf.

Am 7. Januar gingen die Deutschen mit verstärkten und frischen Kräften zum Angriff über, um die Höhe 425 wieder zu gewinnen, die ihnen in der Weihnachtswoche verloren gegangen war. Unter dem Schutze der Nacht wurden die Truppen bereit gestellt und bei Tagesanbruch der Kampf eröffnet. Es gelang ihnen, sich nach stundenlangem Ringen auf dem östlichen Teil des Höhenkammes festzusetzen und die Franzosen bis auf die Höhe zurückzudrängen. Der deutsche Angriff wurde wirksam von der Artillerie unterstützt, die aus verschiedenen geschickt gewählten Batteriestellungen aus der Ebene die überhöhenden französischen Stellungen beschoß. In einem wütenden Gegenangriff versuchten die Franzosen die Deutschen wieder aus dem gewonnenen Abschnitt hinauszuwerfen, wurden aber mit beträchtlichen Verlusten zurückgewiesen. Die Deutschen schätzen die Zahl der gefallenen Franzosen auf annähernd fünfhundert. Hundertundfünfzig Unverwundete fielen als Gefangene in ihre Hände. Mit gewohntem Elan und Ungestüm hatten die Franzosen den Angriff eröffnet. Die Deutschen zollen namentlich den französischen Alpenjägern, die hier mitgekämpft haben, das Lob gewandter und tapferer Haltung. Aber es fehlte die zähe Ausdauer, als der Erfolg dem Feuer des Angriffs nicht sogleich entsprach, eine Erscheinung, die von deutschen Frontoffizieren

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/223&oldid=- (Version vom 1.8.2018)