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über das heldenmütige Benehmen ihrer Truppenoffiziere, und sie erwähnen schließlich auch die strenge Disziplin, die im Felde geübt werde, fast strenger noch als im Frieden. Jede Eigentumsentwendung werde als Plünderung schwer bestraft.

Die Ausrüstung der Soldaten, von denen einige sechs bis acht Wochen im Felde gestanden, ist noch in durchaus feldtüchtigem Zustande, besonders auch die Fußbekleidung. Der deutsche Infanterist trägt bekanntlich immer noch als Hauptfußbekleidung den Schaftstiefel und befindet sich wohl dabei, weil bei der Anpassung überaus sorgfältig verfahren wird; daneben trägt er ein Paar Schnürschuhe, die zum Marschieren ebenfalls geeignet sind. Die Stiefel sind nicht so schwer genagelt wie im allgemeinen die Marschschuhe unserer schweizerischen Infanteristen, halten aber sehr lange aus. „Die dauern noch ein Jahr lang,“ versicherte mir mit Stolz mein Gegenüber. Die Kleidung ist zwar etwas mitgenommen, aber noch durchaus anständig, wenn man bedenkt, was diese Leute in den schlammigen Schützengräben mitgemacht haben. Im Feldlazarett sind die Kleider vom Blute gereinigt worden. Alles in allem: die Einrichtung, daß der deutsche Soldat vom Kopf bis zum Fuße vollständig neu ausgerüstet in den Krieg zieht, bewährt sich vorzüglich und macht sich im Felde tausendfältig bezahlt.

So geht die Fahrt unter anregenden Gesprächen durch „mein lieb’ Badenserland“, wie

Empfohlene Zitierweise:
Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)