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frei, und auch die Parallelstraße durch das Tal des Rupt de Mad über Thiaucourt an die Maas dürfte nunmehr wohl im deutschen Besitz verbleiben, nachdem im Westen das beherrschende Apremont endgültig erkämpft und im östlichen Teile dieses Abschnittes die Stellungen bei Thiaucourt im blutigen Kampfe gegen den jüngsten französischen Angriff aus dem Festungsgebiet von Toul und von Pont-à-Mousson her behauptet worden sind.

Große Erinnerungen aus der Kriegszeit von 1870 steigen während unserer Fahrt auf. Durch die engen, winkeligen Gassen von Gorze, das ein einziges großes Lazarett war, ritt am 17. August 1870, dem Tage nach der Schlacht von Vionville-Mars-la-Tour, der König Wilhelm I., von den Verwundeten, die an alle Fenster stürzten, stürmisch begrüßt, in einem einzigen großen überwältigenden Schmerzens- und Jubelruf ... Bald nach Gorze überschreiten wir die Landesgrenze. Wir gewinnen die Höhe, der Nebel weicht, und im Sonnenglanz liegt die herrliche Herbstlandschaft mit ihren im tiefen Braun, im brennenden Rot, im hellen Gelb und im dunklen Grün prangenden Wäldern. Dort drüben zeichnet die Pappelallee auf der Kante eines Hügelzuges die Straße von Vionville nach Mars-la-Tour. Unterwegs waren wir an einer anscheinend soeben neuausgebildeten Feldbatterie mit ihrem gesamten Munitions- und Fuhrpark vorübergefahren: Offiziere, Mannschaften, Pferde, Kanonen,

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/56&oldid=- (Version vom 1.8.2018)