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worden. Das mehrfach von Franzosen und Deutschen umstrittene hübsche, etwa dreitausend Einwohner zählende Städtchen Etain, an der Straße Conflans-Verdun, auf der bekanntlich am 15. August 1870 Kaiser Napoleon III. mit seinem Gefolge mit knapper Not der vorstoßenden deutschen Kavallerie entkam, liegt zum größten Teil in Trümmern; ebenso das an der Straße Gorze - St. Mihiel liegende Dorf Vigneulles. Die Stadt St. Mihiel selbst, ein Ort, der neun- bis zehntausend Einwohner zählte und sich schon seit längerer Zeit im deutschen Besitz befindet, hatte zur Zeit des Besuches der neutralen Journalisten, die bei einer ihrer Ausfahrten bis dorthin vorgeführt wurden, noch wenig gelitten, soll aber seither von den Franzosen, die beständig Versuche machen, es wieder zu nehmen, stark beschossen worden sein, wie von dort nach Metz zurückkommende Offiziere und Mannschaften berichten. In dieser Gegend liegen sich die deutschen und französischen eingegrabenen Schützenlinien teilweise bis auf hundert Meter Entfernung, und noch näher, gegenüber. Der Schaden, den die sonst so blühende Landschaft durch den Krieg erlitten hat, ist unberechenbar und wird erst nach dem Feldzuge ermittelt werden können. Ein Teil der Bewohner ist schon vor dem Vorrücken der Deutschen geflohen. Für die Ernährung der zurückgebliebenen eingeborenen Bevölkerung in den von deutschen Truppen besetzten Gebietsteilen sorgt die dafür eingesetzte deutsche Verwaltungsbehörde, die sich

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/64&oldid=- (Version vom 1.8.2018)