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versehen. Bombensichere Unterstände sichern — wenn auch nicht gegen Granatvollschuß — doch gegen Granatsplitter. An der Zeltbaracke des Kommandos ist sogar eine einfache Dorfuhr angebracht, die aus einem von den Bewohnern verlassenen brennenden Dorfe gerettet worden ist, daneben ein französischer Schutzpanzer.

Einen Kilometer vor dem Walde entfernt gelangen wir in eine Artilleriestellung, die gedeckt hinter einer Hügelwelle liegt, die Geschütze eingebettet, die Mannschaft eingebuddelt bis an die Nase, wie uns ein strammer gemütlicher bayrischer Batteriechef, ein Hauptmann der Reserve, erklärt. Es sind Fußbatterien, die in Lauerstellung eingegraben bereit stehen, um feindliche fliegende Kolonnen, sobald sie sich zeigen, oder die französischen Schützengräben, wenn daraus stärker gefeuert wird, oder endlich die französische Artillerie, die ihre Stellungen häufig wechselt, unter Feuer zu nehmen. Die französischen Infanteriestellungen sind vierundzwanzig- bis sechsundzwanzighundert Meter weit von der deutschen Artillerie entfernt. „Wir schießen nicht auf Spatzen,“ bemerkt der Hauptmann, „sondern sparen unsere Munition auf für die Fälle, wo der Feind ein bedeutenderes Ziel zeigt.“ Die Batterien sind, wenn das Feuer ruht, nur von wenigen Leuten besetzt, der Rest ist nachts in Unterständen weiter rückwärts gedeckt untergebracht. Auch diese Wohnungen sind verhältnismäßig recht behaglich eingerichtet und gewähren

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/69&oldid=- (Version vom 1.8.2018)