Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 005.jpg

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so daß der Vater drinnen es hörte, vom Tische aufsprang, und sagte: „Kommt hinaus, und laßt uns sehen, was draußen mit dem Hahn ist, der kräht ja, als wenn er Wunder was zu verkündigen hätte!“

Als sie nun auf den Hof kamen, siehe, da war es Gretchen, welche weinend vor Freude ihrem Vater entgegenflog, und ihn umarmte, und so Alle vom Kleinen bis zum Großen. Da sahen sie Alle verwundernd an, vornehmlich die Mutter und Gretchens Schwester, und fragten, woher sie das schöne, gold- und perlenbesetzte Kleid erhalten hätte. – Nun erzählte Gretchen die ganze Geschichte, wie es ihr gegangen wäre, vom Anfang bis zu Ende.

Das erweckte Liesens Neid, und sie sagte zu ihrer Mutter, ein so schönes Kleid müßte sie auch haben, es möchte kosten, was es wolle. Da gab ihr die Mutter den Rath, sie sollte nur auch in den Garten gehen, und sich mit Fleiß in den Brunnen stürzen; dann würde sie ebenfalls in der Frau Holle Reich kommen, wo sie sich dann ein solches Kleid verdienen könnte. Das ließ sich Jungfer Lieschen gefallen, und stürzte sich mit Fleiß in den Brunnen. Da verlor sie ihre Sinne, und als sie wieder zu sich kam, da war sie richtig in dem Reiche der Frau Holle, gerade so, wie es mit ihrer Schwester geschehen war. Auch ihr zischten aus dem Backofen die Brote entgegen:

Wer kommt, uns zu holen!
Sonst brennen wir zu Kohlen!

Die faule Liese aber sagte: „Ich werde mich hüten, daß ich meine Hände in den Backofen stecke! Da könnte ich mir die Finger verbrennen!“ und ging weiter.

Als sie an den Pflaumenbaum kam, unter welchem die heruntergefallenen Früchte im Grase lagen, mochten diese noch so viel rufen: