Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 023.jpg

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und zog den Zwerg zu sich. Zwar hielt sich dieser an allen Halmen und Binsen fest, aber es half nichts, er mußte dem Fische folgen, und einen Sprung nach dem andern machen.

Die guten Kinder kamen noch zu rechter Zeit, und hielten den Kleinen fest: denn ein wenig später, so lag er im Wasser, und es war um ihn geschehen. Sie versuchten, den Bart von der Angelschnur frei zu machen; aber es war nicht möglich, so sehr waren beide in einander verwirrt. Es blieb nichts anders übrig, als daß sie die Scheere wieder hervorholten, und den Bart abschnitten; dabei ging aber ein kleiner Theil desselben verloren. Als der Zwerg das sah, schrie er sie an: „Ihr Lorche! ist das Manier, einem das Gesicht zu schänden? Erst habt ihr mir den Bart unten abgestutzt, jetzt schneidet ihr den schönsten Theil davon weg; ich darf mich ja vor den Meinigen nicht sehen lassen! So wollt’ ich, daß ihr laufen müßtet, bis ihr die Schuhsohlen verloren hättet!“ Dann griff er nach einem Sack Perlen, der da im Schilfe lag, und schleppte ihn, ohne weiter ein Wort zu sagen, fort, und verschwand hinter einem Stein.

Abermals, nicht lange darnach, schickte die Mutter die beiden Kinder nach der Stadt, um Zwirn und Nadeln, Schnüre und Bänder einzukaufen. Als sie auf einer Haide anlangten, auf welcher hier und da große Felsenstücke lagen, sahen sie einen großen Vogel in der Luft, der langsam in Kreisen sich über ihnen schwang, und dann sich immer tiefer senkte, bis er endlich vor einem Felsen niederstieß. Gleich darauf hörten sie ein ganz erbärmliches Geschrei. Sie liefen herbei, und sahen mit Erstaunen, daß der Adler den wohlbekannten Zwerg gefaßt hatte, welcher eben aus einer Oeffnung im Stein hervorgestiegen war, und daß er ihn forttragen wollte. Die mitleidigen Kinder packten gleich das