Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 029.jpg

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die Schwestern. Da erzählte sie, wie sie unter den Zuschauern gestanden habe. Das gönnten sie ihr aber auch nicht, und nahmen sich vor, ihr künftig so viel Arbeit zu geben, daß sie nicht viel Zeit hätte, zuzusehen.

Jetzt aber mußte Aschenbrödel sie wieder kämmen, schnüren und putzen, und als sie damit fertig war, schüttete ihr die Aelteste einen ganzen Sack Erbsen auf den Heerd, und sprach: „Da, lies die guten und die schlechten aus einander, so daß auch nicht eine schlimme dabei bleibt, sonst schütte ich sie dir morgen in die Asche, und du mußt hungern, bis du sie alle ausgesucht hast!“ Damit fuhr die Mutter mit ihren Töchtern wieder auf das Schloß.

Aschenbrödel aber setzte sich wieder an den Heerd, und weinte: „Wie werd’ ich fertig werden? Wenn das meine selige Mutter wüßte!“ Mit einem Male flogen die weißen Täubchen wieder herein, setzten sich freundlich auf den Heerd, und fragten: „Sollen wir dir helfen?“ – „Ja,“ antwortete das Mädchen,

„Die schlechten in’s Kröpfchen,
Die guten in’s Töpfchen!“

Und nun ging’s pick, pick, pick, pick, so geschwind, als wären zwölf Hände da. Im Umsehen waren die Erbsen verlesen, und da hieß es: „Aschenbrödelchen, willst du mit auf das Schloß zum Tanze?“ – „Ei, wie könnt’ ich,“ erwiederte das gute Mädchen ganz betrübt, „in meinen schmutzigen Kleidern?“ – „Geh’ nur zu dem Bäumlein auf deiner Mutter Grabe, und rüttle und schüttle daran, und wünsche dir schöne Kleider. Aber komm vor Mitternacht wieder.“

Da ging Aschenbrödel hinaus, und schüttelte das Bäumchen, und sprach:

„Bäumlein, rüttl’ und schüttle dich,
Wirf schöne Kleider herab für mich!“