Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 032.jpg

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noch schönere Kleider herunterwerfen; gehe zum Tanz auf das Schloß, aber siehe dich vor, daß du ja vor Mitternacht zurückkommst!“ Aschenbrödel trat hin zu dem Bäumchen, und sprach:

„Bäumlein, rüttl’ und schüttle dich,
Wirf schöne Kleider herab für mich!“

Da fiel ein Kleid herab, noch viel herrlicher und prächtiger, als das vorige. Wo jenes Silber und Perlen hatte, hatte dieses Gold und Diamanten, und dabei Halsband, Strümpf’ und Schuhe, Alles, wie es dazu gehört. Und als Aschenbrödel damit angezogen war, so glänzte sie recht, wie die Sonne am Mittage. Vor der Thüre aber hielt eine goldene Kutsche mit sechs rothgelben Pferden, die hatten hohe Federbüsche auf dem Kopfe, und die Bedienten waren in Roth und Gold gekleidet. Die halfen ihr in den Wagen, und als sie vor das Schloß kam, da stand der Prinz schon auf der Treppe, und führte sie in den Saal. Waren nun gestern schon Alle über ihre Schönheit und Pracht erstaunt, so staunten sie heute noch mehr, und die Schwestern standen und waren blaß vor Neid, und hätten sie gewußt, daß es Aschenbrödel war, sie wären vor Aerger gestorben.

Der Prinz aber wollte wissen, wer die fremde Prinzessinn wäre, woher sie gekommen, und wohin sie gefahren, und hatte deshalb Leute auf die Straße gestellt, die sollten Acht darauf geben, wo sie bliebe.

Aschenbrödel indeß tanzte mit dem Prinzen beinahe in einem fort den ganzen Abend, und gedachte in ihrer Freude nicht an Mitternacht. Auf einmal aber, als sie noch mitten im Tanze war, hörte sie den Glockenschlag, eilte zur Thür hinaus, und flog recht die Treppe hinunter. In ihrer Eil verlor sie einen von ihren Schuhen, und hatte nicht Zeit, ihn mitzunehmen. Und als sie den letzten Schritt von