Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 055.jpg

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es brauste ihr in den Ohren, wie der stärkste Sturmwind, und die Augen brannten und zuckten ihr, wie der Blitz.

Der Vogel sang weiter:

Des Vaters Magen ward mein Grab;

Da sprach der Vater: „Hörst du, Mutter, wie schön da draußen der Vogel singt! Der Tag schimmert wie lauter Gold, und die Luft ist ganz vom Wohlgeruche, wie von Weihrauch und Zimmt, durchzogen.“

Marlenechen, mein Schwesterlein,
Legt’ in ein Tüchlein mein Gebein;

so sang es draußen weiter. Da legte Marlenchen den Kopf auf ihre Knie und weinte laut auf in einem fort. Der Vater aber sagte: „Ich muß hinaus, und den Vogel in der Nähe sehen!“ – „Nein, gehe nicht, um Gottes willen gehe nicht!“ erwiederte die Frau; „die Luft ist voller Schwefeldampf, mir ahnt nichts Gutes, mir ist, als bebte das Haus, und ständ’ in lauter Flammen.“ Aber der Mann ließ sich nicht abhalten, sondern ging vor die Thüre, und stellte sich dicht vor den Maßholderbaum, als eben der Vogel sein Liedchen weiter sang:

Und grub es auf des Hofes Raum,
Wohl unter dem Maßholderbaum;
Tireli, tireli, seht mich,
Was für ein schöner Vogel bin ich!

Und damit ließ er die goldene Kette von dem Baume fallen, so daß sie sich dem Manne gerade um den Hals legte. Da ging er voller Freude zurück in das Haus, und rief: „Kommt heraus geschwind, und seht, was da für ein schöner Vogel auf dem Maßholderbaum sitzt. Diese goldene Kette hat er mir geschenkt.“

Aber die Frau zitterte und bebte, und fiel lang nieder auf den Boden, und riß sich das Brusttuch auf, als wenn sie das Fieber rüttelte und schüttelte. Da sang es wieder: